brand eins 08/2025
„Ohne Frage nach Braunlage“
Wer überfüllte Urlaubsorte mit millionenfach abgelichteten Insta-Spots und „Tourist go home!“- Graffti meiden will, sollte in den Westharz reisen. Besuch einer Region mitten in der Transformation.
„Ich mag das Licht total. Ich finde es so toll, wenn die Sonne untergeht, wie das Licht so durch die Bäume scheint. Auch wenn es eigentlich erst mal traurig aussieht, dass die ganzen Fichten tot sind, hat es etwas Schönes, wenn die von der Sonne beleuchtet werden.“ Antonije Stankovic, der in der zehnten, noch nicht ausgestrahlten Folge der TV-Reihe „Harter Brocken“ mitspielt.
…..
Neue Hoteliers und alte Gelegenheiten, sich zu gruseln
Im The Hearts Hotel ist der Name Programm. Das Haus pflegt einen ironischen Umgang mit Harz-Klischees und eine kernige Ansprache: „Geh mal wieder wandern, du Sack“, heißt es auf der Taschen-Landkarte für die Gäste.
Der Gründer und Geschäftsführer Meik Lindberg ist mit Start-ups zu Geld gekommen. Gemeinsam mit einem Geschäftspartner hat er 2018 rund 8,6 Millionen Euro in ein ehemaliges Anwesen der Barmer Ersatzkasse im oberen Teil Braunlages investiert, 20 Prozent Zuschuss gab es vom Land. Das Hotel besteht aus vier Gebäuden mit 65 Zimmern, darunter sieben Suiten. Der 57-Jährige will eine neue Zielgruppe in den Harz locken: junge Leute. Die Gäste werden prinzipiell geduzt, es gibt viel Holz, alte beziehungsweise auf alt gemachte Möbel und allerlei Gimmicks wie ein altes »Yps«-Comicheft (das jüngere Menschen womöglich gar nicht mehr kennen) auf dem Zimmer sowie einen Teddy im Bett.
Lindberg ist zufrieden mit seinem Geschäft: „Der Umsatz liegt bei fünf Millionen Euro im Jahr, die Auslastung bei mehr als 90 Prozent.“ Dazu tragen mittlerweile wesentlich Firmenkunden bei, die hier in rustikaler Atmosphäre in verschiedenen Räumen tagen können. Eine Gruppe sitzt gerade in einer Hütte im Garten, davor grillt ein Koch enorme Tomahawk-Steaks direkt in der glühenden Holzkohle.
Personalsorgen hat Lindberg, der 50 Leute beschäftigt, eigenen Angaben zufolge nicht. Er führt das auf das in der Gastronomie nicht übliche Teambuilding zurück. So gibt es für die Beschäftigten allerlei Events, von VIP-Tickets fürs Eishockey bis hin zu Partys. Zudem wird jeder und jede mit Foto und Story in der Speisekarte des hoteleigenen Restaurants vorgestellt. Lindberg wird bald mehr Karten brauchen, weil er noch einmal acht Millionen Euro investieren und das Hotel unter anderem um Tiny Houses erweitern will, die mitten im Wald stehen.
…..
Zum vollständigen Artikel: